UPnProxy – oder zu was Plug and Play/Pray noch so alles missbraucht werden kann

UPnProxy – oder zu was Plug and Play/Pray noch so alles missbraucht werden kann

Wer erinnert sich noch an „Universal Plug and Play“? Es wurde von Microsoft in den 90ern erfunden, um die lästigen Treiber-Installationen unter Windows zu vereinfachen. Die Idee dabei war, dass sich Geräte über Port 1900 von ganz alleine finden können, und der Benutzer gar nichts mehr tun muss, um beispielsweise seinen neuen Joystick zu verwenden. Also Einstecken und Spielen. Die Idee dahinter war also wie so oft eine Gute, aber in der Praxis lief das nicht immer (um nicht zu sagen selten) reibungslos, so dass sich schnell der Begriff „Plug and Pray“ verbreitete, der dieses Protokoll verspotten sollte.

Da dieses Protokoll keinerlei Sicherheit beinhaltet, da ihm Authentifizierung und Autorisierung fehlen, ist es ausschließlich für das interne LAN gedacht. UPnP darf also unter keinen Umständen ins offene Internet exponiert werden, denn dann werden Tür und Tor geöffnet für Neugierige und Angreifer. „Hey, kommt in mein LAN, ich zeige Euch gerne alles was ich habe“ – das wäre die native Botschaft von einem ins Internet losgelassene UPnP.

Man sollte meinen, dass es deshalb klar sein sollte, dass UPnP niemals ins Internet losgelassen werden sollte, da es so ganz ohne Sicherheitsmechanismen nur für absolut vertrauenswürdige Umgebungen gemacht ist. Leider, leider… ist dem nicht so. Im Gegenteil. Viele namhafte Hersteller von Routern bieten ein „Feature“ an: „Expose UPnP to WAN“. Gemäß einer Analyse von Akamai sind bis zu 4,8 Millionen Geräte betroffen.

Ein nicht-versierter Heim-Admin, der dieses Feature aktiviert, würde damit das Unvernünftigste tun, was in der heutigen Zeit in der Internet-Welt denkbar ist. Aber er wird noch schlimmer: Einige der Hersteller haben dieses Feature standardmäßig auch noch aktiviert. Das ist wirklich das Allerletzte – beim Schreiben dieser Zeilen fehlen mir vor lauter Entsetzen fast schon die Worte. Also am besten gleich den eigenen Router zuhause checken, ob dieser ein solches Feature hat und sicherstellen, dass es inaktiv ist.

Die Folge eines über UPnP ins Internet exponierten Routers ist, dass dieser zunächst für Brute-Force-Angriffe auf die Admin-Oberfläche erreichbar ist. Was vorher nicht der Fall war. Es ist nur eine Frage der Zeit und der Qualität des verwendeten Passworts, wie lange dieses dem Brute-Forcing standhält. Üblicherweise nicht besonders lange. Es kommt dann wie es kommen muss: der Router wird übernommen und von den bösen Buben geentert und missbraucht. Für Botnetze und andere Schweinereien.

Ein neuer Trend der kriminellen Machenschaften im Zusammenhang mit Botnetzen ist UPnProxy. Dazu wird einer der Millionen verwundbaren privaten Heimroutern für zur Verschleierung von Angriffen missbraucht, in dem er als Proxy fungiert. Wenn ein Opfer bzw. eine Strafverfolgungsbehörde versucht, einen Angreifer zurückzuverfolgen, dann führt die Route dadurch nicht direkt zum Angreifer, sondern über die verwendeten Proxies, die die Route dadurch zu verschleiern versuchen. UPnProxy ist damit ein weiteres wichtiges Instrument der organisierten Kriminalität, Angriffe noch schwerer zurückzuverfolgen.

Einmal mehr zeigt sich hier, wie ein zunächst gut gemeintes Feature (bzw. Protokoll) missverstanden wird, und durch Unwissenheit und Ignoranz zum Desaster der Internet-Sicherheit wird.

Mehr zu diesem Thema bei Bleeping Computer.

Bernhard Hirschmann